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Transkript
Männer sind anders – Frauen auch.
Das Buch „Männer sind anders. Frauen auch“ von John Gray trägt den Untertitel „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“ und beschreibt damit das Storytelling, dessen der Autor sich bedient, um die Unterschiede von Männern und Frauen hinsichtlich ihres Verhaltens zu erklären.
Da das Buch aus den Neunzigern ist, findet keine Gender-Diversität statt. Es wird angenommen, dass es zwei Typen Menschen gibt – und ich denke, es ist klar, dass jeder Mensch sich beim Lesen in der einen oder anderen Kategorie wiederfinden wird.
Beispielsweise wird erklärt, dass viele Männer sich zurückziehen, wenn sie ein Problem haben. Sie tüfteln im Verborgenen in „ihrer Höhle“, denken über Lösungen nach und kommen irgendwann mit dem gelösten Problem wieder.
Frauen hingegen tendieren laut John Gray dazu, bei einem auftretenden Problem Gemeinschaft zu suchen und mit anderen (Frauen) über das Problem zu diskutieren. Hauptsächlich geht es dabei zunächst darum, das Problem zu beleuchten, zu verstehen, sein Entstehen zu verstehen und erst anschließend geht es um die Frage, ob es eine Lösung geben kann.
Wenn eine Frau also ein Problem hat, sagt sie es oft ihrem Mann, weil sie darüber reden möchte.
Ein Mann hingegen will das Problem lösen, weshalb er oft spontane Lösungsvorschläge anbietet.
Um das zu verdeutlichen, hier mal ein Beispiel, wie das im realen Leben aussehen kann:
Sie: Meine Chefin hat die Abgabefrist für mein Projekt verkürzt. Jetzt muss ich schon diese Woche fertig werden. Ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll.
Er: Dann musst du wohl Überstunden machen.
Sie: Ich weiß gar nicht, warum sie das jetzt unbedingt schon Freitag braucht. Wir haben locker bis Mittwoch Zeit.
Er: Vielleicht kannst du morgen länger machen. Ich kann die Kinder vom Kindergarten holen.
Sie: Ich weiß, dass ich länger machen muss, darum geht es doch nicht!
Er: Ich dachte, du weißt nicht, wie du es schaffen sollst …
Sie: (stöhnt auf) Du verstehst das einfach nicht.
Während „er“ auf die Lösung des Problems konzentriert ist, möchte „sie“ sich einfach nur den Frust von der Seele reden, um anschließend in Ruhe darüber nachzudenken, was sie tun will.
Alleine diese unterschiedliche Herangehensweise hat mir schon in vielen Unterhaltungen mit meinem Mann geholfen. Wenn er versucht, meine Probleme zu lösen, über die ich lamentiere, dann sage ich manchmal: „Ich will es dir einfach nur erzählen. Hör einfach nur zu, ohne einen Lösungsvorschlag zu machen, okay? Ich muss das jetzt einmal durchkauen.“
Tatsächlich kommt exakt dieses Thema bei uns öfter zur Sprache. Ich für meinen Teil diskutiere manchmal mit ihm, ohne dass ich schon wirklich weiß, wie meine Meinung zu dem Thema ist. Diese Meinung ergibt sich erst während der Unterhaltung. Mein Mann findet das verwirrend, weil er nicht verstehen kann, dass ich ein Thema erst komplett einmal durchsprechen „muss“, um zu wissen, wie ich darüber denke.
Sag mir, dass ich nicht die Einzige bin, bei der das so ist 😅😆
Von Wellen und Gummibändern
Tatsächlich hat mir das Wissen um Wellen und Gummibänder schon in früheren Beziehungen sehr geholfen und auch heute noch erinnere ich mich immer wieder daran:
Frauen unterliegen bekanntermaßen einem starken hormonellen Zyklus, der sich ungefähr alle 23 bis 30 Tage wiederholt. Sie sind während dieses Monats stellenweise „himmelhochjauchzend“ („weiße Phase“) und wenige Tage später zu Tode betrübt (violette Phase).
Ich persönliche kenne mich bereits so gut, dass ich weiß, in welchen Zyklusphasen ich keine schwerwiegenden Entscheidungen treffen sollte, weil ich nicht ganz „ich selbst“ bin.
Falls du dich damit noch nicht auskennst, hier ein kurzer Abriss des Zyklus einer menstruierenden Person:
Zyklusbeginn mit der Periode („schwarze Phase“)
Wenn wir unsere Tage haben, beginnt ein neuer Zyklus – das ist praktisch, weil man so den Beginn des neuen Zyklus sehr gut an einem bestimmten Tag festmachen kann.
Hormonell sorgt der Körper dafür, dass die zuvor aufgebaute Gebärmutterschleimhaut abgebaut und ausgeschieden wird, da keine Befruchtung stattgefunden hat. Es ist also metaphorisch gesprochen eine Zeit des Loslassens, der Erneuerung und der Neuausrichtung. Ein alter Zyklus ist abgeschlossen, ein neuer beginnt.
In dieser Phase wollen wir oft allein sein und uns zurückziehen. Viele haben mit Schmerzen zu kämpfen und liegen am liebsten im Bett. Ich empfehle dir, in dieser Zeit ein Tagebuch zu führen und zu reflektieren, was du ab jetzt loslassen willst, wie die letzten Wochen für dich waren und was du gelernt hast.
Wäre diese Phase eine Jahreszeit, dann wäre es der Winter.
Weiße Phase: Anstieg des Östrogenhaushalts
Nachdem die Blutung endet, beginnt die so genannte Weiße Phase. Der Hormonhaushalt wird wieder östrogenhaltiger und die meisten Frauen fühlen sich energetischer, fitter, vitaler und sind voller Tatendrang. Was in der schwarzen Phase liegen geblieben ist, wird in der weißen aufgeholt.
Jetzt können wir gut planen, strukturiert vorgehen, produktiv sein und alles Mögliche erledigen. Als Jahreszeit wäre die weiße Phase der aufstrebende Frühling.
Rote Phase: Eisprung
Wenn der Eisprung stattfindet (je nach durchschnittlicher Zykluslänge kann das nach 10 bis 20 Tagen nach Zyklusbeginn sein), fühlen sich viele Frauen sehr gut, kraftvoll, weiblich und selbstbewusst. Sie sind, wie Gray es ausdrückt, „auf der Höhe der Welle“, also quasi „oben“. Viele Frauen sind in dieser Zeit gesellig, backen/kochen gerne, machen Geschenke und verbreiten Liebe und Wertschätzung.
Violette Phase: Vorfreude und Enttäuschung
Die Gebärmutter „weiß“ zu diesem Zeitpunkt noch nicht, ob eine Befruchtung stattgefunden hat, aber bereitet schon einmal alles Notwendige vor, falls dem so ist. Was das betrifft, ist unser Körper sehr optimistisch und geht jeden Monat erst einmal von einer Schwangerschaft aus. Diese Phase der Vorbereitung kann bis zu 10 Tage dauern und geht mit allerlei Hormonen einher. Die Körpertemperatur steigt messbar an, die Pulsfrequenz steigt, alles arbeitet auf Hochtouren.
Wenn eine befruchtete Eizelle da wäre, würde sie sich nun in die vorbereitete Umgebung einnisten und dem Körper ein hormonelles Signal schicken.
Das passiert jedoch in der Regel nicht, da die meisten Eier ja nicht befruchtet werden und einfach absterben. Das Gelbkörperhormon Progesteron verliert nach und nach seine Kraft und der Körper stellt alle Vorbereitungen ein, sagt „Kommando zurück!“ und bereitet das Abstoßen der eben aufgebauten Gebärmutterschleimhaut vor.
Alleine durch dieses Wissen ist schon klar, warum die violette Phase von vielen Frauen als anstrengend empfunden wird, oder? Es ist ein einzige Auf und Ab der Gefühle.
An einem Tag fühlen wir uns antriebslos, wenig später aggressiv, dann wieder verzweifelt und anschließend inspiriert. Auch optisch mögen wir uns oft nicht. Viele leiden unter aufgeblähten Bäuchen, unreiner Haut oder anderen Dingen.
Tipp: Diese Phase kann ein kreativer Schatz sein. In dieser Zeit soll der Zugang zu unserem kreativen Selbst frei sein. Falls dir also danach ist, Gedichte zu schreiben, zu tanzen, zu malen oder dich anderweitig kreativ auszudrücken, nur zu!
Als Jahreszeit wäre diese Phase der Herbst.
Männer als Gummibänder
Zwar unterliegen auch Männer einem hormonellen Zyklus (durch die Zu- und Abnahme des Testosterons), aber Autor John Gray meint mit dem Begriff „Gummibänder“ etwas anderes: Viele Männer variieren ihre Distanz, die sie zu ihren Liebsten aufbauen.
Stell dir vor, um dich (Frau) und deinen Partner (Mann) ist ein Gummiband gespannt. Wenn ihr euch innig umarmt, hängt es ganz locker. Je weiter sich dein Mann von dir entfernt, desto mehr spannt sich das Gummiband – bis es irgendwann so angespannt ist, dass er mit Wucht zu dir zurückgeholt wird.
Dieses Bild nutzt der Autor, um deutlich zu machen, dass viele Männer regelmäßige „Auszeiten“ von ihrer Familie nehmen, beispielsweise durch Sport, durch Treffen mit Freunden (ohne Frau) oder durch lange Arbeitszeiten.
Wir Frauen interpretieren dieses Verhalten möglicherweise als Indiz für fehlende Liebe (ganz besonders, wenn deine „Sprache der Liebe“ die Zweisamkeit ist!).
Wenn man verstanden hat, dass einige Männer diese Distanzphasen brauchen, um das „Gummiband der Beziehung“ wieder auf Spannung zu bringen, fällt es leichter, Verständnis für diese Zeiten aufzubringen.
Mein Tipp: Sprecht darüber
Ich weiß, dass nicht jeder Mensch Büchern gegenüber aufgeschlossen ist, ganz besonders nicht, wenn es sich um Beziehungsratgeber handelt. Dennoch kann es helfen, wenn eine Partei das Buch liest und von ihren Erkenntnissen berichtet oder Fragen stellt. Manches aus dem Buch wird auf dich nicht zutreffen, anderes schon. Tauscht euch darüber aus, wie ihr zu dieser oder jener Sache steht und ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt.
Und noch ein Tipp für Autor*innen:
Falls du Bücher schreibst, kannst du die Erkenntnisse aus diesem Buch natürlich auch auf deine Figuren anwenden.
Durch das psychologische Verständnis menschlichen Verhaltens können deine Figuren authentischer handeln. Warum probierst du nicht einmal aus, einen Dialog zu schreiben, in dem die Frau ein Problem besprechen, der Mann aber eine Lösung beisteuern will? Probiere aus, wohin es dich führt.